Hilfe zum MetS-Score Online-Tool

Welche Angaben/Variablen werden vom Kind benötigt (um mit Hilfe des Tools zu einer Beurteilung des Risikos für das Metabolische Syndrom zu gelangen)?

Neben dem Alter und Geschlecht des Kindes werden verschiedene anthropometrische Kenngrößen und Messwerte von Biomarkern benötigt, mit denen in der alltäglichen Praxis üblicherweise die wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms charakterisiert werden (Tabelle 2).  

Zusätzlich lässt sich auch noch das Gewicht (kg) eingeben und der sich als Quotient aus Gewicht und Körpergröße (m2) berechnete BMI mit einem international am häufigsten verwendeten Referenzsysteme in Beziehung setzen.

Lässt sich das Online-Tool auch zur Beurteilung einzelner Messwerte verwenden?

Natürlich lassen sich auch für nur einzelne Messungen die entsprechenden Perzentile berechnen. Voraussetzung ist aber in jedem Fall, die Angabe des Alters und Geschlechts des Kindes. Für die Berechnung der Perzentilwerte für den Blutdruck ist zudem die Angabe der Körpergröße erforderlich.

Was wird graphisch dargestellt?

In der Graphik werden für die Variablen verschiedene, aus der IDEFICS-Studie hergeleitete, Perzentilkurven (P1, P3, …, P97, P99) dargestellt. Wird in das dafür vorgesehene Eingabefeld ein beim Kind gemessener Wert eingegeben, erscheint dieser als Punkt in der Graphik, ergänzt um eine Beschriftung, die widerspiegelt, auf welcher Perzentile genau dieser Messwert liegt. Beispiel: Erscheint hinter dem Punkt der Zusatz P87, dann bedeutet dies, dass der Messwert des Kindes auf der 87.Perzentile liegt, was bedeutet, dass ca. 13% (87%) gleichaltriger Kinder Messwerte haben, die oberhalb (unterhalb) dieses Wertes liegen.

Warum lässt sich der MetS Score nur für Kinder in einem Alter von 3 bis zu 10.9 Jahren berechnen?

Die Perzentilwerte wurden auf der Datenbasis der IDEFICS-Studie hergeleitet. Diese umfasste mit seinem Baseline-Survey (T0) und dem zwei Jahre später durchgeführten Follow-up (T1) Kinder bis zu einem Alter von maximal 10.9 Jahren. Aus diesem Grund lässt sich das Tool aktuell noch nicht für ältere Kinder (11+ Jahre) anwenden - es ist aber geplant, die Datenbasis im Rahmen weiterer Surveys (z.B. I.Family) zu vergrößern, um so auch Perzentilkurven für ältere Kinder herzuleiten. Da aufgrund nur geringer Fallzahlen für die Variablen Homa bzw. Glucose für Kinder unter 3 Jahren keine Perzentilkurven hergeleitet werden konnten, lässt sich der MetS Score mit dem Online-Tool erst ab einem Alter von 3 Jahren berechnen.

Warum erscheint der eingegebene Messwert nicht in der graphischen Darstellung, sondern stattdessen die Meldung “Input out of displayable range“?

Die Darstellung der Perzentilwerte erfolgt abhängig vom Alter der Kinder (x-Achse). Der auf der y‑Achse dargestellte Wertebereich ergibt sich durch die in der IDEFICS-Studie aufgetretenen Minimal- und Maximalwerte der jeweiligen Variablen. Werden im Online-Tool Werte außerhalb dieses Range eingegeben, so wird der Wert nicht in der Graphik angezeigt und es erscheint am oberen Bildrand der Hinweis “Input out of displayable range“.

Warum zeigt das Tool bei Blutdruckmesswerten nur für einen kleinen Ausschnitt Perzentilkurven?

Da größere Kinder generell auch höhere Blutdruckwerte haben, muss bei der Herleitung von Perzentilwerten für den Blutdruck neben dem Alter auch die Körpergröße berücksichtigt werden. Dies führt allerdings dazu, dass in der graphischen Darstellung nur gewisse Altersabschnitte dargestellt werden können – nämlich solche, in denen typischerweise Kinder mit entsprechender Körpergröße zu finden sind.

Nachfolgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Abbildung 3 zeigt die Visualisierung einer Messung des systolischen Blutdrucks von 110 mmHg bei einem 6-jährigen Jungen, der 120 cm groß ist. Der Wert wird durch einen Punkt mit der Bezeichnung P88 in der Graphik dargestellt (und signalisiert, dass der Wert im Vergleich zu gleichaltrigen, gleichgroßen Kindern auf der 88. Perzentile liegt). Da es in der IDEFICS-Studie in der Gruppe der 120 cm großen Jungen nur wenige gab, die jünger als 4,5 Jahre oder älter als 8 Jahre alt waren, konnten verlässliche Referenzwerte auch nur für den Altersbereich dazwischen ( 4,5-8,5 Jahre) hergeleitet werden, was sich entsprechend in der Graphik widerspiegelt.

Abbildung 4 zeigt die Darstellung desselben Blutdruckwertes (110 mmHg) bei einem ebenfalls 6‑jährigen Jungen, der allerdings nur 100 cm groß ist. Da Jungen mit einer solchen Körpergröße üblicherweise jünger als 6 Jahre sind, konnten auf Basis der IDEFICS-Studie die Referenzlinien auch nur bis zu einem Alter von 5 Jahren hergeleitet werden.

Der in der Graphik ausgewiesene Perzentilwert (P96) wird in einem solchen Fall basierend auf den Daten jüngerer, aber gleich großer Kinder ermittelt. Für Kinder mit einer Körpergröße von unter 83 cm ist eine Berechnung der Blutdruckperzentile allerdings nicht mehr möglich.

Was wird im Ergebnisfenster dargestellt, welche Bedeutung hat dort die farbliche Unterlegung der 4 Komponenten und wie ist die Einstufung der Ergebnisse in die Kategorien ‘normal‘, ‘monitoring‘ und ‘action‘ zu interpretieren?

Das Online-Tool berechnet die Summe von Z-Scores verschiedener für das Metabolische Syndrom relevanten Variablen und stellt das Resultat links oben im Ergebnisfenster als IDEFICS MetS Score dar. Darunter erscheint dann die Percentile, d.h. eine Abschätzung darüber, wieviele Kinder aus der IDEFICS-Studie einen gleich großen oder niedrigeren MetS Score hatten.

Abbildung 5 zeigt exemplarisch die Darstellung der Messwerte im Ergebnisfenster. In diesem Beispiel ergab sich für das untersuchte Kind als Summe der Z-Scores für den IDEFICS MetS Score ein Wert von 4.9. Um diesen Wert einschätzen zu können, erscheint in der Zeile darunter die Information Percentile: 93, was bedeutet, dass 93% aller gleichaltrigen Kinder (gleichen Geschlechts) einen solchen oder kleineren MetS Score hatten, bzw. andersherum: Nur 7% aller bzgl. Alter und Geschlecht vergleichbarer Kinder hatten einen höheren MetS Score. Die darunter als Level angegebene Einschätzung des Risikos für ein Metabolisches Syndrom bezieht sich auf die vier im rechten Teil des Fensters aufgeführten Komponenten des Metabolischen Syndroms. Für jede der vier Komponenten werden die beim Kind erhobenen Messwerte mittels des Online-Tools auf Basis der Referenzwerte der IDEFICS-Studie beurteilt und per Ampelkennzeichnung visualisiert.

Da in dem hier skizzierten Beispiel drei der vier Komponenten oberhalb des 90%-Perzentils liegen, wird in der Gesamtbetrachtung empfohlen, dass sich aufgrund der Messergebnisse beim Kind eine aufmerksame Beobachtung (‘monitoring‘, gelb umrahmt) empfiehlt. Überschreiten (mindestens) drei der vier Komponenten das 95%-Perzentil wird eine pädiatrische Intervention (‘action‘, rot umrahmt) nahegelegt.

Es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Einstufung des MetS-Risikos als normal (Level: normal) lediglich bedeutet, dass maximal zwei der vier Komponenten das jeweilige 90%-Perzentil überschreiten (siehe Abbildung 6).

Dies sollte nicht damit gleichgesetzt werden, dass bei einem solchen Kind keinerlei Handlungsbedarf besteht. Abbildung 6 zeigt exemplarisch das Ergebnisfenster der Messwerte eines Kindes mit extrem erhöhtem Bauchumfang (>95%-Perzentil) und Bluthochdruck (>95%-Perzentil). Da allerdings die Lipid- und Glucose-/Insulinwerte unauffällig sind (<90%-Perzentil) kommt das Tool in der Gesamtbewertung der Messergebnisse mit Blick auf das Risiko eines Metabolischen Syndroms zur Einschätzung ‘Level: normal‘.

Was bedeutet auf der rechten Seite des Ergebnisfensters ein Fragezeichen hinter einer der 4 Komponenten?

Im rechten Teil des Ergebnisfensters wird für jede der vier Komponenten die Beurteilung der Messwerte des Kindes auf Basis des Online-Tools per Ampelkennzeichnung visualisiert. Falls die zur Charakterisierung einer Komponente erforderliche Variable noch nicht eingegeben wurde, erscheint im Ergebnisfenster ein Fragezeichen hinter dieser Komponente.

Im hier skizzierten Beispiel wurde die Variable waist noch nicht eingegeben, wodurch hinter der Komponente Excess adiposity ein Fragezeichen erscheint.

Warum werden für den BMI die Perzentilkurven nach Cole & Lobstein (2012) dargestellt?

Um eine Einschätzung des Risikos für das Metabolische Syndrom zu erhalten, wird der Risikofaktor Adipositas in unserem Online-Tool anhand des Bauchumfangs (Waist) des Kindes eingestuft. Um aber auch den BMI des Kindes beurteilen zu können, bietet das Tool zusätzlich die Möglichkeit, diesen in Bezug zu setzen zu einem der international etabliertesten Referenzsysteme  (Cole TJ, Bellizzi MC, Flegal KM, Dietz WH. Establishing a standard definition for child overweight and obesity worldwide: international survey. BMJ 320, 1240-3.). Die inzwischen mehr als 7.000 mal zitierte Originalpublikation aus dem Jahr 2000 wurde im Jahr 2012 überarbeitet, so dass nunmehr auch Perzentile errechnet und dargestellt werden können (Cole TJ, Lobstein T. Extended international (IOTF) body mass index cut-offs for thinness, overweight and obesity. Pediatr Obes. 2012 Aug;7(4):284-94.).

Besteht der Wunsch, den errechneten BMI zu einem anderen Referenzsystem in Bezug zu setzen, empfehlen wird die Verwendung des Ped(z) Kinderarzt Rechners  (https://www.pedz.de/de/bmi.html).

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es, wenn der Test ein erhöhtes Risiko für das Metabolische Syndrom ergibt?

Die Behandlung eines Kindes mit erhöhtem MetS-Risiko sollte natürlich individuell vom behandeln­den Arzt erarbeitet und therapiebegleitend beobachtet werden. Eine Übersicht möglicher Behandlungsoptionen findet sich z.B. im Netz auf der Internetseite des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.:

www.internisten-im-netz.de/de_metabolisches-syndrom-behandlung_652.html