Interdisziplinäres Konsortium zur Vorbeugung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen; TP2: Der Einfluss genetischer Faktoren auf die Ätiologie von Adipositas

Beschreibung

Adipositas ist eine komplexe Erkrankung, die unter anderem von verschiedenen Suszeptibilitätsgenen mit niedriger oder mäßiger Penetranz abhängt. Vor diesem genetischen Hintergrund hat in den letzten Jahrzehnten der sich verändernde Lebensstil zu einem unausgeglichenen Energiehaushalt mit der Folge eines Anstiegs der Prävalenz von Adipositas geführt. Es wurden in diesem Projekt im Wesentlichen drei Aufgabenstellungen bearbeitet: (1) die Identifizierung von genetischen Faktoren für relevante biologische Pfade, die zu Adipositas führen, (2) die Untersuchung der Heritabilität von Phänotypen, die mit körperlicher Aktivität (KA) und körperlicher Fitness (KF) in Beziehung stehen und (3) die Ermittlung von Ansatzpunkten für maßgeschneiderte Interventionsprogramme.
Mit einer Literaturrecherche wurden relevante Gene und SNPs mit teilweise bekannter Funktion basierend auf ihrem relativen Einfluss auf die Entwicklung von Adipositas, ihrem Evidenzgrad und ihrem Potenzial im Hinblick auf Interventionen ausgewählt (1). Die Suche berücksichtigte hauptsächlich publizierte genomweite Assoziationsstudien, um Gene mit einem relevanten (Haupt-) Effekt auszuwählen. In einer weiteren Literaturrecherche wurden für die ausgewählten Gene/SNPs Gen-Umwelt Interaktionen identifiziert, da diese Hinweise geben können, an welchen Stellen sinnvoll individuelle Interventionsmaßnahmen ansetzen können. Insgesamt wurden 23 verschiedene Gene/SNPs identifiziert, die zwei Prioritätsklassen zugeordnet wurden. Für die Gene/SNPs der ersten Kategorie (11 Gene/SNPs) wurden die physiologischen Funktionen besonders in Bezug auf mögliche Einflussfaktoren für Übergewicht/Adipositas beschrieben und Gen-Umwelt Interaktionen identifiziert
Es wurde zudem eine explorative Familienstudie durchgeführt, um die Heritabilität von PF zu untersuchen, Interaktionen im Bereich der KF und der KA zu bestimmen und die paarweisen Assoziationen von KA, KF und Fettleibigkeit zu untersuchen (2). Hierzu wurden Index-Kinder mit hoher und niedriger KF in der deutschen IDEFICS-Kohorte identifiziert und zusammen mit ihren Familien hinsichtlich KA und KF untersucht. Es konnte eine signifikante familiäre Aggregation von KF nachgewiesen werden. Die familiäre Aggregation wurde niedriger, wenn für KA und/oder BMI adjustiert wurde, wobei die familiäre Häufung von KF statistisch signifikant von null verschieden blieb. Weiter konnte gezeigt werden, dass hohe KF ein stark protektiver Faktor für Übergewicht/Adipositas war. Ein analog eindeutiger Zusammenhang konnte für KA nicht gezeigt werden, denn das statistische Ergebnis war stark von den verwendeten Schwellenwerten für die Klassifizierung in moderate und intensive KA abhängig.
Die ermittelten Gen-Umwelt Interaktionen wurden schließlich in einer Matrix aus Genen/SNPs und möglichen Interventionsmaßnahmen gebündelt und hinsichtlich ihres Potenzials für individuelle Interventionsmaßnahmen beurteilt (3). Es wurden die statistische Evidenz der Gen-Umwelt Interaktion und die Qualität der Messmethode für den Umweltfaktor (KA, KF) berücksichtigt, um die Ergebnisse bewerten zu können.
Das Vorhaben war ein Teilprojekt im Rahmen des "Interdisziplinären Konsortiums zur Vorbeugung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen" des Kompetenznetzes Adipositas.

Förderzeitraum

Beginn:   August 2008
Ende:   Juli 2011

Förderer

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Adipositas

Kontaktperson

Dr. rer. nat. Frauke Günther

Links

Idefics Homepage

Homepage des Kompetenznetz Adipositas

Ausgewählte Veröffentlichungen zum Projekt

    Zeitschriftenartikel mit peer-review

  • Herrmann D, Hebestreit A, Ahrens W. Einfluss von körperlicher Aktivität und Sport auf die Knochengesundheit im Lebenslauf. Ein Überblick. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2012;55(1):35-54.
    https://doi.org/10.1007/s00103-011-1393-z
  • Winkler S, Hebestreit A, Ahrens W. Körperliche Aktivität und Adipositas. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2012;55(1):24-34.
    https://doi.org/10.1007/s00103-011-1386-y
  • Lanfer A, Hebestreit A, Ahrens W. Einfluss der Ernährung und des Essverhaltens auf die Entwicklung der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2010;53(7):690-698.
    https://doi.org/10.1007/s00103-010-1086-z
  • Pigeot I, Buck C, Herrmann D, Ahrens W. Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Die weltweite Situation. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2010;53(7):653-665.
    https://doi.org/10.1007/s00103-010-1083-2
  • Winkler S, Picó C, Ahrens W. Physiologische Mechanismen in der Entwicklung von Adipositas. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2010;53(7):681-689.
    https://doi.org/10.1007/s00103-010-1089-9