Ergebnisse der europäischen Studie I.Family vorgestellt

Die Regierungen Europas müssen Familien aktiv dabei helfen, die Gesundheit ihrer Kinder zu verbessern und der Übergewichtsepidemie entgegenzuwirken. Allein können Familien diese schwierige Aufgabe nicht erfüllen.

Mit dieser zentralen Botschaft stellten die Partner der I.Family-Studie am 09. Februar in Brüssel die Ergebnisse ihrer großangelegten internationalen Studie zu Ernährung und Lebensstil von europäischen Kindern vor.

Über fünf Jahre hinweg wurden im Rahmen der I.Family-Studie mehr als 16.000 Kinder in acht europäischen Ländern (Belgien, Estland, Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, Ungarn, Zypern) wissenschaftlich begleitet. Untersucht wurden dabei Gesundheitszustand, Ernährungsverhalten, körperliche Fitness, lokale Umgebung sowie die Einflüsse des Freundeskreises und der eigenen Familie auf die Kinder. An I.Family beteiligt waren 17 Forschungseinrichtungen in 12 Ländern. Koordiniert wurde I.Family vom BIPS und der Universität Bremen.

„Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass Kinder aus benachteiligten Familien häufiger übergewichtig sind als Kinder aus wohlhabenderen Familien“, sagt Studienkoordinator Wolfgang Ahrens vom BIPS. „Hier muss die Politik aktiv werden und diese Familien unterstützen.“

„Ein weiteres Feld, auf dem die Politik handeln muss, ist die auf Kinder als Konsumenten abzielende Werbung für ungesundes ‚Junk-Food‘. Diese Werbung – etwa im Fernsehen – ist sehr verbreitet und hat großen Einfluss auf Kinder, so dass es sogar für sehr gesundheitsbewusste Eltern schwer ist, den Konsum dieser Nahrungsmittel einzuschränken“, sagt Wolfgang Ahrens.

„Ein drittes wichtiges Ergebnis von I.Family ist die Erkenntnis, dass guter Zugang zu offenen Flächen, Parks, Spazier- und Radwegen dazu führt, dass Kinder körperlich aktiver sind“, sagt Wolfgang Ahrens. „Stadtplaner und Politiker können die Gesundheit von Kindern also direkt beeinflussen, wenn sie ihnen bessere Möglichkeiten bieten, sich in ihrer direkten Umgebung zu bewegen.

Die wichtigsten Ergebnisse von I.Family:

-          Die Anteile für Übergewicht/Fettleibigkeit variiert innerhalb von Europa stark – von etwa 40 % bei Kindern zwischen 2 und 10 Jahren in Süditalien bis zu unter 10 % in Belgien.

-          Der sozio-ökonomische Status hat großen Einfluss auf die Anteile für Übergewicht/Fettleibigkeit.

-          Im Rahmen der mehrjährigen Studie konnte festgestellt werden, dass etwa doppelt so viele Kinder mit niedrigem oder mittlerem sozio-ökonomischen Status im Laufe des Heranwachsens übergewichtig wurden, als Kinder mit hohem sozio-ökonomischen Status.

-          Mädchen sind häufiger übergewichtig als Jungen.

-          Weniger als ein Drittel der Kinder erfüllen die empfohlenen 60 Minuten sportliche Aktivität pro Tag.

-          Kinder, die TV-Werbung konsumieren, konsumieren auch häufiger gezuckerte Getränke, unabhängig von den Normen der Eltern oder der täglichen Dauer des Fernsehens.

-          Fernsehen während des Essens, ein TV-Gerät im Kinderzimmer sowie Fernsehkonsum von mehr als 1 Stunde pro Tag sind Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht deutlich erhöhen.

-          Die Mitglieder einer Familie ähneln sich bei Körpergewicht, den Risiken für Krankheiten und dem Ernährungsverhalten. Kinder sind dabei ihren Müttern ähnlicher als den Vätern.

-          Das Körpergewicht von Kindern und Teenagern hängt mit dem Körpergewicht der Individuen im Freundeskreis zusammen. Teenager greifen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu ungesundem Essen, wenn es auch der Freundeskreis tut. Auch sind sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit körperlich aktiv, wenn auch der Freundeskreis körperlich aktiv ist.

Weitere Informationen zu I.Family finden Sie hier.

Die zentralen wisenschaftlichen Ergebnisse der Studie können Sie in dieser Publikation nachlesen.

Einen guten Überblick vermittelt der Fernsehbeitrag des Bayerischen Rundfunks zu I.Family, den Sie hier finden.