Welchen Einfluss haben Ernährung und Bewegung auf das gesunde Altern?

Dr. Heidrun Gitter (links) überreicht Helga Strube zum Dank für ihr Engagement einen Blumenstrauß. ©Cibulski

Dr. Heidrun Gitter (links) überreicht Helga Strube zum Dank für ihr Engagement einen Blumenstrauß. ©Cibulski

Gestern fand in Bremen das 14. Ernährungsmedizinische Forum statt. Die Veranstaltung unter dem Motto „Hurra – wir werden älter!“ wurde von der Ärztekammer Bremen und dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS organisiert.

Vor diesem Hintergrund wurde auf dem 14. Bremer Ernährungsmedizinischen Forum dargestellt und diskutiert, welche Relevanz Ernährung und Bewegung im Rahmen der Gesundheitsförderung im Alter haben.

Zunächst stand jedoch ein anderes Thema im Vordergrund, das im weiteren Sinne zur alternden Gesellschaft passt: Helga Strube, Ernährungsexpertin vom BIPS und Mitorganisatorin der Veranstaltungsreihe, steht selber kurz vor der Berentung. In einem Grußwort dankte ihr Dr. Heidrun Gitter, Präsidentin der Ärztekammer Bremen, für ihr jahrelanges und intensives Engagement, die Ernährung der Bremer Bevölkerung zu verbessern.

Den inhaltlichen Einstieg übernahm Dr. Ulrike Dapp vom Albertinen Haus, einem Zentrum für Geriatrie und Gerontologie an der Universität Hamburg. Sie berichtete von den Erkenntnissen der „Longitudinal Urban Cohort Ageing Study“ (LUCAS). Dabei handelt es sich um eine Langzeitstudie, die seit dem Jahr 2000 zu Beginn der Erhebung selbstständig lebende Menschen im Alter von über 60 Jahre untersucht. In regelmäßigen Abständen untersuchten die beteiligten Wissenschaftler die ursprünglich 3.300 Menschen auf Gesundheitszustand, Lebensqualität, Mobilität und Alltagsaktivitäten. Da keine neuen Probanden hinzukommen, schrumpft die untersuchte Gruppe von Jahr zu Jahr.

„Wir haben mit LUCAS begonnen, um die Blackbox des normalen Alterns zu öffnen“, sagte Dapp. Bis dahin habe man lediglich das kranke Altern, etwa die Zahl der Oberschenkelhalsfrakturen gekannt. Ihr ginge es aber besonders um die „gesunde“ Zeit davor und wie diese zu verlängern sei. Ihre Kernerkenntnis aus der Erhebung: Reserven wie sportliche Aktivität, ehrenamtliche Tätigkeit oder gute Einbindung in den Stadtteil gleichen mögliche Risiken wie Gewichtsverlust oder Stürze aus. Darum sei es mit Blick auf ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben wichtiger, Ressourcen zu stärken als Risiken zu vermeiden, so Dapp.

Bewegung und Ernährung für gesundes Altern

Welche Rolle Ernährung und Bewegung beim Verhindern einer Altersgebrechlichkeit spielen, erklärten die anderen beiden Referenten der Veranstaltung Christin Schomakers und Dr. Mirko Brandes dann genauer.

Schomakers, die als Ernährungswissenschaftlerin bei der Bremer Heimstiftung arbeitet, weist auf ein Kernproblem bei der Ernährung älterer Menschen hin: „Im Alter sinkt der Energiebedarf, der Nährstoffbedarf bleibt aber gleich.“ Besonders Eiweiß käme dabei oft zu kurz, was im Extremfall eine Sarkopenie, also einen Muskelabbau, auslösen oder verstärken könne. Sie rät dazu, bei jeder Mahlzeit bewusst eine Eiweißkomponente einzubauen und täglich pro Gramm Körpergewicht ein Gramm Eiweiß aufzunehmen.

Auch beim Bewegungsverhalten älterer Menschen weisen Studien auf ein erhebliches Defizit hin, wie Brandes ausführt. Doch dort mangelt es nicht nur an einigen Teilaspekten, sondern ganz fundamental: Nicht einmal ein Sechstel der 60 – 79-Jährigen bewegt sich so viel, wie es der Mindestempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht. Nach Ansicht der WHO ist körperlich ausreichend aktiv, wer sich in der Woche 150 Minuten bewegt oder 75 Minuten Sport treibt. Zwei Aspekte sind laut Brandes dabei besonders wichtig: Gerade bei jenen Menschen, die sich wenig bewegen, fördert jede Steigerung der Aktivität deutlich die Gesundheit und im Sinn der Nachhaltigkeit sollte eine Tätigkeit gewählt werden, die Freude bereitet, damit diese auch langfristig ausgeübt wird.