Digital Public Health: Bremen erhält seinen ersten Leibniz-WissenschaftsCampus

Erstmals geht ein Leibniz-WissenschaftsCampus im Land Bremen an den Start. Das Kernthema ist Digital Public Health.

Vorreiter im Bereich Digital Public Health: (von links) Prof. Dr. Andreas Breiter, Konrektor der Universität Bremen, Prof. Dr. Iris Pigeot, BIPS-Direktorin, Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Prof. Dr. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (Foto: Christina Selzer).

Vorreiter im Bereich Digital Public Health: (von links) Prof. Dr. Andreas Breiter, Konrektor der Universität Bremen, Prof. Dr. Iris Pigeot, BIPS-Direktorin, Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Prof. Dr. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (Foto: Christina Selzer).

Das Modell des Leibniz-WissenschaftsCampus ermöglicht Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen eine thematisch fokussierte Partnerschaft, die den jeweiligen Forschungsbereich weiter entwickeln und das wissenschaftliche Umfeld für diese Thematik stärken soll. Erstmals geht nun ein Leibniz-WissenschaftsCampus im Land Bremen an den Start. Das Kernthema ist Digital Public Health. Im neuen Forschungsnetzwerk kooperieren das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS und die Universität Bremen. Der neue „Leibniz-Campus Digital Public Health“ in Bremen wird sich unter anderem der Frage widmen, wie sich digitale Technologien effektiv, fair und mit den Prinzipien der Menschenwürde vereinbar in Prävention, Gesundheitsförderung und weitere Public Health Aufgaben integrieren lassen.

Schon heute hat die Digitalisierung erheblichen Einfluss auf den Gesundheitssektor. Ob Bewegungs-Apps, Ernährungs- und Fitnessprogramme via Smartphone oder Telemedizin – modernste digitale Technologien machen es möglich, eine Vielzahl von Menschen schnell und kostengünstig zu erreichen und an gesundheitsfördernden Maßnahmen teilhaben zu lassen. Doch oftmals ist die Technik so schnell, dass gesetzliche und ethische Fragen zu ihrer Nutzung erst nach und nach beantwortet werden können. Wie etwa lässt sich die „digitale Kluft“ zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen überwinden, damit auch wirklich jede Person unabhängig von ihrer Bildung und sozialen Lage an relevanten digitalen Entwicklungen teilhaben kann? Wie lassen sich Privatsphäre und Datensicherheit wahren? Und wie kann die Wissenschaft die Unmengen von Daten zum Wohle aller nutzbar machen?

Der Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health wird sich diesen digitalen Herausforderungen stellen. Dazu bringt das neue Netzwerk Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Gesundheitswissenschaften, der Informatik, der Statistik, den Rechtswissenschaften, den Kommunikationswissenschaften, der Ethnologie und der Philosophie zusammen. Zudem ist eine Early Career Researcher Academy geplant, mit der Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gezielt gefördert werden sollen. 

 „Neue Konzepte zur Digitalisierung in Public Health“

„Wir werden mit unseren Partnern ganz neue Konzepte zur Digitalisierung in Public Health entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am BIPS und Sprecher des neuen Netzwerks. „Besonders wird uns dabei auch interessieren, wie das Verhältnis zwischen Technik und direktem zwischenmenschlichen Austausch in der Prävention gestaltet sein soll und was Bürgerinnen und Bürger von der Digitalisierung für ihre Gesundheit erwarten.“

„Mit dem Leibniz-WissenschaftsCampus wird die bereits bestehende hervorragende Kooperation zwischen der Universität Bremen, dem Fraunhofer MEVIS und dem BIPS im Rahmen des Wissenschaftsschwerpunkts Gesundheitswissenschaften weiter gestärkt und auf eine institutionalisierte Stufe gehoben“, sagt BIPS-Direktorin Prof. Dr. Iris Pigeot. „Ich freue mich sehr, dass die Gesundheitswissenschaften in Bremen nun mit Unterstützung der Leibniz-Gemeinschaft national und international noch sichtbarer werden.“

„Für die Zukunft der Gesundheitsversorgung wird die verantwortungsvolle Nutzung tiefer Mustererkennungsverfahren eine wachsende Rolle spielen“, betont Prof. Dr. Horst Hahn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medizin. „Wir werden dabei vor allem daran arbeiten, dass maschinelles Lernen nachvollziehbar wird und dass Werkzeuge entstehen, die den menschlichen Bedürfnissen gerecht werden. Hierfür bietet der transdisziplinäre WissenschaftsCampus eine hervorragende Voraussetzung.“

Digital Public Health als Gemeinschaftsprojekt

„Die enge Zusammenarbeit zwischen BIPS, MEVIS und der Universität Bremen im Rahmen des Leibniz-WissenschaftsCampus ist Ausdruck für die sehr gute Kooperation am Wissenschaftsstandort Bremen“, sagt Prof. Dr. Bernd Scholz-Reiter, Rektor der Universität Bremen. „Diese zeigt sich auch in der U Bremen Research Alliance, deren Mitglied alle drei Institutionen sind. Gemeinsam wollen wir die großen Forschungsfragen unserer Zeit angehen – und beantworten.“

Wissenschaftssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt gratulierte zur Einwerbung des Leibniz-WissenschaftsCampus: „Mit dem Leibniz-WissenschaftsCampus werden die Kompetenzen aus zwei Wissenschaftsschwerpunkten des Landes zusammengeführt, Gesundheitswissenschaften und Mind, Media, Machines. Ich freue mich ganz besonders über diesen Erfolg, weil er ein zentrales Ziel unserer Wissenschaftspolitik umsetzt, über die enge Kooperation von inner- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen den Wissenschaftsstandort Bremen international sichtbar in innovativen und hochrelevanten Forschungsfeldern zu positionieren.“ 

 

Hintergrund Leibniz-WissenschaftsCampi:

Das Modell Leibniz-WissenschaftsCampus ist die Antwort der Leibniz-Gemeinschaft auf das oft bemängelte Nebeneinander von universitärer und außeruniversitärer Forschung („Versäulung“) im deutschen Forschungssystem. Aktuell werden 22 Leibniz-WissenschaftsCampi gefördert.

Leibniz-WissenschaftsCampi ermöglichen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen eine thematisch fokussierte Zusammenarbeit im Sinne einer gleichberechtigten, komplementären, regionalen Partnerschaft. Ziel ist es, Netzwerke zu schaffen, um den jeweiligen Forschungsbereich weiter zu entwickeln und das wissenschaftliche Umfeld für diese Thematik zu stärken.

Die Netzwerke betreiben strategische Forschung, befördern Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden, machen den jeweiligen Standort sichtbar und stärken sein Forschungsprofil. Die Förderung umfasst zunächst vier, bei positiver Zwischenbegutachtung maximal 8 Jahre. Finanziert werden die Leibniz-WissenschaftsCampi zu je gleichen Teilen von der Leibniz-Gemeinschaft, dem jeweiligen Bundesland und der Leibniz-Einrichtung.

Weitere Informationen zu Leibniz-WissenschaftsCampi finden Sie hier.

Weitere Informationen zu den neu bewilligten Campi finden Sie in der Pressemitteilung der Leibniz-Gemeinschaft.

 

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Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen

Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie klärt die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken auf und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei.

Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 95 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.