Verbund: Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/Tumorforschung. Teilprojekt "Epi goes Gender und Verbundkoordination"

Beschreibung

Epidemiologie gilt als Grundlagenwissenschaft von Public Health und Versorgungsforschung. In der Epidemiologie gibt es bereits eine Fülle von geschlechterbezogenem Fachwissen sowie eine Selbstverpflichtung der Scientific Community für geschlechterangemessene Forschung (GEP – Gute epidemiologische Praxis, http://dgepi.de/fileadmin/pdf/leitlinien/GEP_mit_Ergaenzung_GPS_Stand_24.02.2009.pdf).
"Epi goes Gender" zielte darauf – gemeinsam mit Epidemiologinnen und Epidemiologen – eine geschlechtergerechte Forschungspraxis zu fördern. Die Fachgesellschaften DGEpi, DGSMP, GMDS und DGMS unterstützten dieses Projekt. Vor dem Hintergrund konzeptioneller Grundlagen transdisziplinärer Forschungsprozesse wurden Forscher/innen motiviert und befähigt, epidemiologisches Wissen im Hinblick auf die Berücksichtigung von Geschlechteraspekten kritisch zu hinterfragen, mit Fachwissen anderer Disziplinen (u.a. Medizin, Geschlechterforschung) transdisziplinär zu verknüpfen und neues geschlechtersensibles Wissen zu erarbeiten.
Es wurden Methoden zur Identifikation von Beispielen geschlechtersensibler Forschung entwickelt und erprobt. In Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften erfolgte eine Befragung der deutschen Scientific Community zu Erfahrungen, Einstellungen, Bedarfen hinsichtlich geschlechtersensibler Forschung. Das Programm ‚Nachwuchswissenschaftler/innen schaffen neues Wissen‘ hatte das Ziel, Nachwuchswissenschaftler/innen bei der geschlechtersensiblen Bearbeitung eigener Fragestellungen zu unterstützen. Es wurden Workshops in verschiedenen Zusammenhängen durchgeführt: einmal jährlich so genannte Februar-Workshops in Bremen sowie auf den Jahrestagungen der DGEpi und DGSMP.
Aus der Befragung von Epidemiologinnen und Epidemiologen konnten 276 Fragebögen ausgewertet werden (Beteiligung 25-35%). 117 Personen gaben Interesse am Thema an, 16 bekundeten Interesse am Projekt und 8 Personen konnten als Gutachter/innen für das Nachwuchsprogramm gewonnen werden. Dieses Interesse wird als gute Basis gewertet, auf dem von Epi goes Gender eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Die Ergebnisse sind publiziert in: Gansefort D, Jahn I. [Sex/Gender-sensitive Research - A Survey of Epidemiologists in Germany]. Gesundheitswesen. 2016;78(7):460-6.
Zur Auswertung von Literatur wurde die Strategie verfolgt, Beispiele guter Praxis in der epidemiologischen Forschung zu identifizieren und dadurch aufzuzeigen, wie sex/gender sensible epidemiologische Forschung praktisch umgesetzt werden kann. Dazu wurde ein Bewertungsinstrument entwickelt und auf Originalpublikationen der sozialepidemiologischen Zeitschrift.„Journal of Epidemiology and Community Health“ angewendet. Es konnten Beispiele für alle Phasen des Forschungsprozesses (Hintergrund und Fragestellung, Studiendesign, Statistische Analyse, Diskussion) identifiziert werden. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde eine „Checkliste praktischer Schritte für sex/gender sensible Gestaltung der Phasen des Forschungsprozesses“ entwickelt und mit Beispielen illustriert. Die Ergebnisse sind publiziert in: Jahn I, Börnhorst C, Günther F, Brand T: Examples of sex/gender sensitivity in epidemiological research: results of an evaluation of original articles published in JECH 2006–2014. Health Research Policy and Systems 2017, 15:11. doi:10.1186/s12961-017-0174-z.
Das Programm ‚Nachwuchswissenschaftler/innen schaffen neues Wissen‘ bestand aus einer strukturierten Weiterbildung in Workshops und Individualbetreuung. Die Inhalte der Workshops orientierten sich an den Phasen des Forschungsprozesses. Hier lernten die Teilnehmer/innen, wie sie Geschlechteraspekte in ihre Arbeit integrieren können. Durch die Einbeziehung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit verschiedenen Expertisen (thematisch-inhaltlich, epidemiologisch-methodisch, Geschlechterforschung) wurde eine hohe Qualität gewährleistet. An dem Programm nehmen 14 Nachwuchswissenschaftler/innen meist mit ihren Qualifikationsarbeiten (Masterarbeit, Dissertation, Habilitation) teil. Diese stellten die Ergebnisse im Rahmen einer Posterpräsentation auf der Abschlusstagung des Verbundes vor.
Epi goes Gender war Teil des Verbundes „Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/Tumorforschung“ (http://www.epimed-gender.net/). Die Verbundkoordination war ebenfalls am BIPS angesiedelt. Die Abschlusstagung des Verbundes fand am 15. Und 16. Mai 2014 in Bremen statt. Die Ergebnisse des Verbundes sind publiziert in: Jahn I, Gansefort D, Kindler-Röhrborn A, Pfleiderer B: Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie und Medizin. Wie kann das erreicht werden? Ziele und erste Ergebnisse des Verbundes „Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/Tumorforschung“. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2014, 57:1038-1046. doi:10.1007/s00103-014-2010-8.

Förderzeitraum

Beginn:   Januar 2011
Ende:   Juni 2014

Förderer

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Kontaktperson

Prof. Dr. med. Hajo Zeeb

Link

Webpräsenz: Verbund "Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/Tumorforschung"