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Forschungsstrategie - Ein Überblick

Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS entwickelt mit seiner Forschung wirksame Strategien zur Prävention chronischer, nichtübertragbarer Erkrankungen. Vorrangiges Ziel ist es, die Weichen für einen gesunden Lebenslauf frühzeitig zu stellen. Im Mittel­punkt unserer Forschung stehen deshalb Ansatzpunkte von krankheitsübergreifender Relevanz, wie Lebensstil und Lebensumwelt, biologische und soziale Faktoren, sowie Früh­erkennung und Therapiesicherheit. Unser Forschungsspektrum reicht von der Methoden­entwicklung über die Erkennung von Krankheitsursachen bis hin zur Interventions- und Imple­men­tationsforschung. Zudem informieren wir Politik und Bevölkerung und engagieren uns in der akademischen Qualifizierung. Das BIPS deckt somit den gesamten Zyklus der epide­mio­logischen Forschung ab.

Das Institut führt dazu auf nationaler und internationaler Ebene interdisziplinäre epide­miologische Gesundheitsforschung unter dem Leitmotiv einer „bevölkerungsbezogenen Präventionsforschung im Lebenslauf“ durch. Es entwickelt innovative Methoden und nutzt vielfältige Datenquellen zur Erforschung bedeutsamer Gesundheitsstörungen und zur Evaluation von präventiven Maßnahmen und Strategien. Darüber hinaus leistet das BIPS einen maßgeblichen Beitrag zum Aufbau von epidemiologischen Forschungsinfrastrukturen von überregionaler und internationaler Bedeutung. Zu diesem Zweck widmet sich das BIPS ebenfalls dem Ausbau des Forschungsdatenmanagements und der FAIRifizierung[1] von Forschungsdaten als zentrale Grundlage von Open Science und Open Data.

Die Stärkung der Prävention ist seit vielen Jahren ein zentrales wissenschaftliches, soziales und politisches Ziel, dessen Erreichung das BIPS mit qualitativ hochwertiger Forschung verfolgt. Die Grundlage dafür schafft eine auf epidemiologische Fragestellungen ausgerichtete methodische Forschung, bei der die Entwicklung epidemiologischer und statistischer Verfahren im Mittelpunkt steht. Das Institut betont mit seiner Schwerpunktsetzung auf Langzeitstudien die besondere Bedeutung einer Lebenslaufperspektive für die Gesundheit von Individuen und die Bevölkerung insgesamt. Forschungsarbeiten des Instituts liefern wichtige Erkenntnisse für früh ansetzende und auf Übergänge im Lebenslauf bezogene Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden.


[1] FAIR: Findability, Accessibility, Interoperability, Reusability

Drei Bereiche bilden der Kern unserer Forschung

1. Krankheitsursachen erkennen

Erforschung von gesundheitlichen Risiken und gesundheitsfördernden Faktoren

Mit unserer Ursachenforschung wollen wir den Einfluss von Umwelt, Verhalten und Biologie auf die Entstehung von chronischen nichtübertragbaren Erkrankungen besser verstehen. Dabei interessieren uns sowohl Risikofaktoren als auch gesundheitsfördernde Einflüsse und deren Wechselwirkungen. Der Forschungsbereich beinhaltet auch die Untersuchung des Nutzens und der Risiken von gesundheitsbezogenen Interventionen, einschließlich Arzneimittelbehandlungen. Damit schaffen wir das Fundament für die Gestaltung effektiver Präventionsmaßnahmen.

2. Gesundheit fördern

Erforschung wirksamer Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung

Wir orientieren uns am umfassenden Gesundheitsbegriff der Weltgesundheitsorganisation und forschen zu wirksamen, gerechten und nachhaltigen Ansätzen der Prävention und Gesundheitsförderung. Mit unserer Forschung entwickeln wir innovative Präventionsmaßnahmen für chronische Erkrankungen, analysieren die Umsetzung dieser Maßnahmen und evaluieren deren Wirksamkeit. Dabei nehmen wir eine lokale, regionale oder globale Gesundheitsperspektive ein, arbeiten mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zusammen und berücksichtigen ihre Lebensumstände. Wir untersuchen neben dem individuellen Gesundheitsverhalten auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die dieses Verhalten beeinflussen. Unsere Präventionsforschung ist auf die Beteiligung aller Akteure und die Schaffung einer gesunden Lebensumwelt ausgerichtet.

3. Methodische Grundlagen schaffen

Entwicklung passgenauer Methoden zur Erhebung, Auswertung und Validierung epidemiologischer Daten

Die Erhebung, Verarbeitung und Analyse epidemiologischer Forschungsdaten werden zunehmend komplexer. Daher arbeiten wir an innovativen Erhebungsmethoden, bauen ein intelligentes Datenmanagement auf und entwickeln passgenaue statistische Methoden. Zudem verbessern wir Methoden zur Validierung von Erhebungs- und Messinstrumenten sowie zur Evaluation von präventiven Maßnahmen. Darüber hinaus leistet unser Institut einen maßgeblichen Beitrag zum Aufbau moderner Forschungsdateninfrastrukturen von internationaler Bedeutung. Dabei beachten wir höchste Datenschutzstandards.

Wir verfolgen mit unserer Forschung sieben zentrale Ziele

1. Zusammenspiel von Gesundheitsfaktoren verstehen

Wie beeinflussen Umwelt, Verhalten und biologische Faktoren unsere Gesundheit?

2. Kindergesundheit fördern

Wie stellt man die Weichen für ein gesundes Leben schon in frühen Lebensphasen?

3. Arzneimittelsicherheit verbessern

Wie lassen sich Risiken bei der Anwendung von Arzneimitteln im Versorgungsalltag vermeiden?

4. Gesundheit im digitalen Zeitalter erforschen

Welche Chancen und Risiken birgt Digitalisierung für die Gesundheit?

5. Präventionsmaßnahmen wirksam umsetzen

Wie können präventive Maßnahmen in der Bevölkerung wirksam und nachhaltig umgesetzt werden?

Ein Arzt zieht eine Spritze auf.

6. Gesundheitsbezogene Entscheidungsfindung unterstützen

Wie können wir Nutzen und Risiken gesundheitsbezogener Interventionen mit Beobachtungsdaten quantifizieren?

7. Komplexe Gesundheitsdaten besser nutzen

Wie können wir intelligente Methoden entwickeln, um multidimensionale Daten zu analysieren? 

Unsere bevölkerungsbezogene Forschung konzentriert sich dabei auf chronische, nichtübertragbare Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sind wir nicht auf einzelne Krankheiten festgelegt. Die Auswahl und Bearbeitung der einzelnen Forschungsfragen in den oben genannten Forschungsfeldern und Forschungszielen orientieren sich am jeweiligen aktuellen Stand der Wissenschaft. Eine wichtige Grundlage dafür bilden die am BIPS aufgebauten Forschungsinfrastrukturen. Dazu gehören die pharmakoepidemiologische Forschungsdatenbank GePaRD, die BIPS BioBank, das Bremer Krebsregister und der Bremer Mortalitätsindex sowie ein umfangreicher und laufend wachsender Bestand an hochwertigen bevölkerungsbezogenen Primärdaten und Erhebungswerkzeugen aus vielfältigen Forschungsprojekten des BIPS. Als Erhebungszentrum der bundesweiten prospektiven NAKO Gesundheitsstudie engagiert sich das BIPS langfristig in dem derzeit größten laufenden epidemiologischen Forschungsprojekt Deutschlands, im Einklang mit der Roadmap für das Gesundheitsforschungsprogramm der Bundesregierung.

International sind wir an zahlreichen Forschungsverbünden beteiligt. Insbesondere im euro­päischen Kontext ist das BIPS mit seinen Forschungsfeldern und Themenschwerpunkten viel­fach mit anderen Spitzenforschungseinrichtungen vernetzt. In verschiedenen europäischen Konsortien hat das BIPS eine führende Rolle übernommen. So leitet das BIPS bereits seit vielen Jahren ein großes europäisches Forschungskonsortium zur Kindergesundheit. Entsprechend unserer gewachsenen Sichtbarkeit und Expertise wollen wir unsere Führungsrolle in strategisch bedeutsamen Projekten konsolidieren und auch zukünftig international in Führung gehen. Damit dies gelingt, strebt das Institut eine weitere Intensivierung des fachlichen Austauschs und der Zusammenarbeit mit anderen führenden Forschungseinrichtungen weltweit an, insbesondere in Europa und Nordamerika. Unsere Internationalisierungsstrategie verfolgen wir auf drei Ebenen: (1) Als Grundlage für wissenschaftliche Zusammenarbeit nutzen wir neben großen internationalen Verbundprojekten gezielt auch thematisch fokussierte bi- oder trinationale Vorhaben. (2) Um den Wissensaustausch zu intensivieren, nutzen wir die vorhandenen Kooperationsstrukturen und Datenbanken, um hochqualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Spitzenforschungsinstitute attraktive Angebote für Gastaufenthalte am BIPS zu machen. Im Gegenzug fördern wir verstärkt die Entsendung unseres wissenschaftlichen Personals an kooperierende Einrichtungen im Ausland. (3) Durch die Internationalisierung unseres Personals integrieren wir die internationale Zusammenarbeit in die tägliche Arbeit des BIPS.