Entwicklung und Untersuchung der statistischen Eigenschaften eines Walkability-Index zur Erfassung der Bewegungsmöglichkeiten in der Lebensumwelt von Kindern

Beschreibung

Urbane Maße des Walkability Konzeptes, wie Einwohnerdichte, Landnutzungsmischung und die Konnektivität von Fußwegen, zeigen einen Einfluss auf das Bewegungsverhalten von Anwohnern bzw. leichte körperliche Aktivität durch häufigeres Zu-Fuß-Gehen und können genutzt werden, um nicht bewegungsfördernde Quartiere zu identifizieren und zu optimieren. Dabei beziehen sich die bisherigen Untersuchungen auf das Bewegungsverhalten von Erwachsenen und nutzen zum Teil einfache Methoden zur räumlichen Modellierung der urbanen Charakteristika und zur Schätzung von urbanen Maßen.

Ziel des Projektes war die Anpassung und Erweiterung des Walkability Konzeptes zur Erfassung von bewegungsfördernden Charakteristika in europäischen Regionen der IDEFICS-Studie (Identification and prevention of dietary- and lifestyle-induced health effects in children and infants). Geostatistische Methoden zur Messung von quantitativen und qualitativen Charakteristika der urbanen Nachbarschaft von Kindern wurden anhand des berichteten und objektiven Bewegungsverhaltens und weiteren Angaben von 2 bis 9-jährigen Kindern, die an der IDEFICS-Studie teilgenommen haben, bewertet und in Studienregionen aus drei Ländern, Deutschland, Italien und Schweden, eingesetzt.

Auf Basis von individuellen Nachbarschaften, die abhängig vom Fußwegenetzwerk implementiert wurden, konnten urbane Maße über adaptive Kerndichteschätzer berechnet werden, um z.B. die Verfügbarkeit von öffentlichen Freiräumen zu erfassen. Der Walkability Index wurde mit Blick auf das Bewegungsverhalten von Kindern durch die Verfügbarkeit von öffentlichen Freiflächen zu einem so genannten Moveability Index erweitert und in den Regionen der IDEFICS-Studie eingesetzt. In ersten Untersuchungen in der deutschen Region, Delmenhorst, zeigte sich ein positiver Einfluss der urbanen Umgebung auf das Bewegungsverhalten von Kindern, insbesondere durch die Verfügbarkeit von öffentlichen Freiflächen.

Anhand von Querschnittsdaten aus einer Region der IDEFICS-Studie zeigten im Vergleich vor allem die Verfügbarkeit von Parks und Spielplätzen, die sowohl getrennt als auch kombiniert betrachtet wurden, einen positiven Einfluss auf moderate bis intensive körperliche Aktivität (moderate to vigorous physical activity, MVPA) von Kindern. Dabei wurde deutlich, dass netzwerkabhängige Nachbarschaften basierend auf Distanzen von 1.000m und 1.250m durchaus die Nachbarschaft von Kindern widerspiegeln und die Modellierung einer zweidimensionalen Bandweite für die Kerndichteschätzung der Intensität bzw. der Verfügbarkeit von urbanen Charakteristika bei zusätzlicher Adjustierung durch die Einwohnerdichte anderen Schätzmethoden überlegen ist. Des Weiteren wurden räumliche Interpolationsmethoden, wie das Kriging, verwendet, um qualitative Merkmale von öffentlichen Freiflächen in der Studienregion zu verallgemeinern und als Komponenten in den Index einzubinden.

Insgesamt zeigte sich, dass die Verfügbarkeit von gestalteten öffentlichen Freiflächen in Wohnquartieren das Bewegungsverhalten von Kindern positiv beeinflussen kann, was durch die Betrachtung qualitativer Merkmale bestätigt werden konnte. Dabei können jedoch subjektive Sicherheitsbedenken der Eltern einen wesentlichen Einfluss auf das Bewegungsverhalten bzw. den Bewegungsradius der Kinder haben und deren körperliche Aktivität stark einschränken.

Die Anwendung des Index in größeren urbanen Gebieten wird es ermöglichen, Quartiere hinsichtlich ihrer Bewegungsförderung zu bewerten und Empfehlungen für Stadtplaner und Akteure der Gesundheitsförderung zu geben.

Förderzeitraum

Beginn:   November 2010
Ende:   Februar 2014

Förderer

  • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Kontaktperson

Dr. rer. nat. Christoph Buck

Link

Webseite der IDEFICS-Studie

Ausgewählte Veröffentlichungen zum Projekt

    Zeitschriftenartikel mit peer-review

  • Buck C, Pohlabeln H, Huybrechts I, De Bourdeaudhuij I, Pitsiladis Y, Reisch LA, Pigeot I. Development and application of a moveability index to quantify possibilities for physical activity in the built environment of children. Health & Place. 2011;17(6):1191-1201.
    https://doi.org/10.1016/j.healthplace.2011.08.011
  • Zeitschriftenartikel ohne peer-review

  • Buck C, Pigeot I. Quantifying environmental opportunities for physical activity in children: A pilot application. WHO Collaborating Centre for Housing and Health Newsletter. 2011;(10):3-5.
  • Beiträge zu Büchern und Proceedings

  • Bödeker M, Buck C, Bucksch J, Schmidt A, Schneider S. Werkstattgespräch: Grenzen und offene Fragen zum Walkability-Konzept. In: Bucksch J, Schneider S, Herausgeber. Walkability - Das Handbuch zur Bewegungsförderung in der Kommune. Bern: Hans Huber. 2014. S. 301-320
  • Buck C, Tkaczick T. Geographische Informationssysteme. In: Bucksch J, Schneider S, Herausgeber. Walkability - Das Handbuch zur Bewegungsförderung in der Kommune. Bern: Hans Huber. 2014. S. 165-178
  • Vorträge bei wissenschaftlichen Tagungen (eingeladen)

  • Buck C, Tkaczick T. Geoinformationssysteme und ihre Potenziale für die Bewegungs- und Gesundheitsförderung. 4. Fachtagung des Zentrums für Bewegungsförderung Nordrhein-Westfalen, 15. November 2012, Düsseldorf.
  • Buck C, Pohlabeln H, Pigeot I. Charakterisierung des bebauten Wohnumfeldes mit Hilfe von GIS am Beispiel der IDEFICS-Studie. Workshop des gemeinsamen Arbeitskreises "Umweltmedizin, Expositions- und Risikoabschätzungen" der DGEpi, DGSMP und GMDS, 31. März - 1. April 2011, Hannover.
  • Vorträge bei wissenschaftlichen Tagungen

  • Buck C, Kneib T, Tkaczick T, Konstabel K, Pigeot I. Assessing spatial availability of urban point characteristics to explain physical activity in children: Evaluation of kernel approaches and neighborhood. 60. Biometrisches Kolloquium der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft (IBS-DR), 10.-13. März 2014, Bremen.
  • Buck C, Pitsiladis Y, Pigeot I, on behalf of the IDEFICS consortium. How the built environment influences physical activity in children. 12th Annual Meeting of the International Society of Behavioral Nutrition and Physical Activity (ISBNPA), IDEFICS-Symposium: "Physical Activity in Small Children - Assessment, Determinants, Health Outcomes and Methodological Challenges," 22-25 May 2013, Ghent, Belgium.
  • Buck C, Pohlabeln H, De Bourdeaudhuij I, Pitsiladis Y, Reisch LA, Pigeot I. Urban opportunities for physical activity in children. Development and application of a moveability index. 11th Annual Meeting of the International Society for Behavioral Nutrition and Physical Activity (ISBNPA), 23-26 May 2012, Austin, USA.
  • Buck C, Pohlabeln H, De Bourdeaudhuij I, Reisch LA, Pigeot I. Messung von Bewegungsmöglichkeiten in der urbanen Lebensumwelt von Kindern. 7. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), 26.-29. September 2012, Regensburg.
  • Buck C. Development and application of a moveability index to assess the opportunities for physical activity in the neighborhood environment of children. Sahlgrenska School of Public Health and Community Medicine, 6 May 2011, Gothenburg, Sweden.
  • Buck C, Pohlabeln H, Pigeot I. Entwicklung eines Walkability-Index zur Quantifizierung der Bewegungsmöglichkeiten in urbaner Umgebung. Workshop "Health Geography - Geographische Methoden in Epidemiologie und Versorgungsforschung" der Arbeitsgruppe Health Geography in der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), 25. Juni 2010, München.
  • Poster bei wissenschaftlichen Tagungen

  • Pigeot I, Buck C, Pohlabeln H, Huybrechts I, Pitsiladis Y, De Bourdeaudhuij I, Reisch LA, on behalf of the IDEFICS consortium. Development and application of a moveability index to quantify possibilities for physical activity in the built environment of children. 3rd North American Congress of Epidemiology, 21-24 June 2011, Montreal, Canada.