Strahlenbedingtes Tumorrisiko beim Fliegenden Personal in Deutschland - Durchführung eines dritten Follow-up

Beschreibung

Das fliegende Personal der Luftverkehrsgesellschaften hat eine erhöhte berufsbedingte Exposition durch kosmische Strahlung. In einer seit 1997 laufenden Kohortenstudie werden berufsbedingte Gesundheitsrisiken von Cockpit- und Kabinenpersonal gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern untersucht, wobei der Schwerpunkt auf der Ermittlung von strahlenassoziierten Krebsrisiken liegt. Das 3. Follow-up der deutschen Kohorte wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und dem IMBEI der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt.

Bei den 26.846 Kohortenmitgliedern wurden 1.592 Todesfälle (518 Krebsfälle) und 752.434 Personenjahre zwischen 1960 und 2014 registriert. Insgesamt liegen 503.021 Dosismeldungen für die gesamte Kohorte für die Zeit von 1960-2014 vor, davon basieren 257.305 (51,2%) dieser Dosiswerte auf der rückwirkenden Abschätzung für das Kabinenpersonal (1960-2003). Die mittlere jährliche effektive Dosis pro Person betrug 2014 1,99 mSv (Q1: 1,47: Q3: 2,61 Max: 4,69). Für das Cockpit- und Kabinenpersonal betrug die mittlere kumulative Dosis 43,9mSv (Q1:29,9 Q3: 54,0, Max: 99,7) bzw. 28,4mSv (Q1:11,2; Q3: 50,6; Max: 115,9).

Die Gesamtmortalität war in allen Personenuntergruppen (Cockpit/Kabine, Geschlecht) signifikant reduziert (SMR zwischen 0,48 und 0,70). Die Mortalität für alle Krebserkrankungen sowie für strahlenassoziierte Krebsarten war ebenfalls reduziert, mit Ausnahme von Gehirntumoren beim männlichen Cockpit (n=23, SMR=2,01 95% CI 1,15-3,28). Die Sterblichkeit für Gehirntumore war beim weiblichen Kabinenpersonal ebenfalls erhöht, jedoch nicht signifikant (n=14, SMR=1,26 95% CI 0,60-2,36), ebenso wie die Mortalität für maligne Melanome bei den Piloten (n=10, SMR=1,88 95% CI 0,78-3,85). Die dosisbezogenen Analysen zeigen heterogene Sterblichkeitsquotienten ohne konsistente Dosis-Wirkungsbeziehungen.

Die vorliegenden Ergebnisse deuten auf kein erhöhtes Mortalitätsrisiko für die meisten Krebsarten und andere Todesursachen beim deutschen Flugpersonal. Die Nutzung von Strahlenschutzregisterdaten ermöglichte eine verbesserte Expositionsabschätzung und kann zukünftige Follow-up Erhebungen vereinfachen, da eine nahezu vollständige Expositionserfassung und eine effizientere Vitalstatusermittlung möglich ist.

Förderzeitraum

Beginn:   Januar 2014
Ende:   Dezember 2017

Förderer

  • Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft (BG Verkehr)

Kontaktperson

 Steffen Dreger