Mentale Gesundheit und Gender: Entwicklung und Erprobung einer digitalen Intervention zur Gesundheitsförderung unter informell Pflegenden

Beschreibung

Schätzungen zufolge übernehmen rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland informelle Pflege. Das bedeutet, dass sie Angehörige oder nahestehende Personen ohne professionelle Ausbildung und ohne Bezahlung versorgen. Frauen leisten häufiger und intensiver informelle Pflege als Männer. Bisherige Forschungsergebnisse zeigen zudem, dass Frauen stärker von negativen gesundheitlichen Folgen der informellen Pflege betroffen sind. Trotz der erheblichen gesundheitlichen Belastungen und der prognostizierten Zunahme informell Pflegender gibt es bislang kaum zielgerichtete Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen für diese Gruppe.

Das Ziel des M-Gender Projekts bestand darin, eine geschlechtersensible digitale Intervention zur Förderung des psychischen Wohlbefindens informell Pflegender zu entwickeln und zu evaluieren.

Als Intervention wurde ein Chatbot (der M-Gender Pflegebot) entwickelt, der über den Messengerdienst WhatsApp funktioniert. Über diesen Chatbot erhielten die Teilnehmenden über 12 Wochen hinweg täglich Nachrichten zu verschiedenen Themen und in unterschiedlichen Formaten. Bei der Erstellung der Inhalte wurde auf eine ausgewogene Repräsentation von Frauen und Männern geachtet. Die Teilnehmenden konnten zwischen den Sprachen Deutsch und Türkisch wählen. Außerdem bestand die Möglichkeit, dem Pflegebot Fragen zu stellen und so mit ihm zu interagieren. Insgesamt wurden in der Machbarkeitsstudie mit Pre-Post-Design 104 informell Pflegende erreicht davon waren 83 % Frauen und 17 % Männer. Der durchschnittliche Pflegeaufwand betrug etwa 48 Stunden pro Woche. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden zeigte depressive Symptome. Nach Abschluss der Intervention nahmen 48 informell Pflegende an der Post-Befragung teil. Der durchschnittliche System Usability Scale-Score lag bei 73,8, was auf eine hohe Akzeptanz der Intervention hinweist. Die Analyse zur Veränderung des psychischen Wohlbefindens deutet auf eine Verringerung der Stressbelastung hin, obwohl die Pflegebelastung über den Zeitraum anstieg.

Förderzeitraum

Beginn:   April 2021
Ende:   März 2024

Förderer

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Kontaktperson

Dr. phil. Tilman Brand