Addiction in the brain: Ethically sound implementation in governance

Beschreibung

Sucht und Gehirn: Analysen zum ethisch fundierten Umgang mit neurowissenschaftlichen Forschungsmethoden und Ergebnissen am Beispiel des Brain Disease Modells of Addiction (BDMA) (A-BRAIN)

Neurowissenschaftliche Forschungsansätze eröffnen die Nutzung neuer Erkenntnissen und Methoden für die Erforschung von Abhängigkeitserkrankungen. Wissen über Veränderungen der Hirnstruktur und -chemie, zu kognitiven Modellen und der Plastizität des Gehirns geben neue Einblicke in die Aetiologie von Abhängigkeitserkrankungen und bieten neue Ansätze für ihre Behandlung. Gleichzeitig bleiben Fragen zur reflektierten Anwendung und zur Folgeabschätzung für die sozialen und rechtlichen Systeme oft undiskutiert. Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung und Interpretation der Ergebnisse neurowissenschaftlicher Forschung müssen kritisch diskutiert werden, um ethisch, sozial und rechtlich fundierten Rahmenbedingungen für eine sichere, verbindliche und angemessene Nutzung zu gestalten. Das A-BRAIN Projekt erhebt Einstellungen, Werte, Normen aber auch Hoffnungen, Ansprüche und Wünsche an die neurowissenschaftliche Forschung am Beispiel des Brain Disease Modell of Addiction (BDMA) aus der Perspektive von unterschiedlichen Wissensgemeinschaften (z.B. Wissenschaftler, Förderinstitutionen, Vertretern des forensischen Systems, Unternehmen). Die Daten werden mit Hilfe eines Onlinesurveys, der neben Fragen zur Einstellung und Krankheitskonzeption auch Fragen bezüglich der Rolle und Aktivitäten innerhalb der verorteten Wissensgemeinschaften enthält (Teilnahme an Treffen, Mitglied in Beratergremien der Regierung, Medienauftritte, Vorträge in Ausschusssitzungen, Forschungszusammenarbeit, persönliche Kontakte/Kommunikation) erhoben. Weiter Fragen bezüglich Wissensgenerierung und Wissenstransfer sowie zur Organisationsform, in die die Befragten eingebunden sind, werden ergänzt. Parallel zur Befragung werden die ausgewählten Wissensgemeinschaften hinsichtlich ihrer (a) Auswahl der Mitglieder und Training, (b) Qualität und Häufigkeit der Treffen, © gemeinsame Normen und (d) gemeinsamer Kultur analysiert. Dies lässt Aussagen über den internen Zusammenhalt zu und ermöglicht Rückschlüsse auf die Stärke ihres Einflusses. Die Daten werden mit den Erkenntnissen aus den anderen Teilstudien innerhalb des Forschungsverbundes synchronisiert, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb der unterschiedlichen Wissensgemeinschaften und Interessengruppen zu analysieren. Zur Auswertung werden Strukturanalysen sowie Netzwerkanalysen herangezogen, um Aussagen zum Beziehungsgeflecht innerhalb der Netzwerke, zwischen den Netzwerken und zwischen Netzwerk und betroffenen System sowie zu Wissensaufnahme und -transfer treffen zu können. Des Weiteren werden die Interviews mit Hilfe qualitativer Inhaltsanalyse- und Diskursanalysen ausgewertet
Bis jetzt gab es keine größeren international vergleichend angelegten Studien, die sich mit der Rolle und den Einfluss neurowissenschaftlicher Forschung auf die Konzeption des BDMA und auf die von ihm berührten Wertsysteme beschäftigten und die daraus resultierenden sozialen, rechtlichen und ethischen Fragen in einem kohärenten und mehrstufigen Ansatz diskutieren und evaluieren.
Durch das Mischen verschiedener Methoden, Disziplinen und Epistemologien will das vorgeschlagene Forschungskonsortium auf breiter Ebene Konzeptionen zur Umsetzung des BDMA Modells sammeln und entweder Möglichen für eine breite reflektierte Anwendung aufzeigen oder Lücken herausarbeiten, die eine breitere Diskussion bedürfen.

Die Ergebnisse können weitreichende Implikationen für den Umgang und die Konzeption des BDMA in der Wissenschaft, bei der ethisch verantwortungsvollen Forschung, beim Umgang mit (neuen) Therapieansätzen oder bei der Beurteilung der Frage der Strafmündigkeit bei forensischen Gutachten haben.

Förderzeitraum

Beginn:   April 2018
Ende:   März 2022

Förderer

  • Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)

Kontaktperson

Dr. phil. Sarah Forberger

Projektleitung (international)

Matilda Hellman, Department of Social Science Research, University of Helsinki, Helsinki, Finnland

Kooperationspartner

  • Gerhard Bühringer (Technische Universität Dresden, Germany)
  • Patricia Conrod (Centre de Recherche, CHU Ste-Justine, Montreal, Canada)
  • John Cunningham (Centre for Addiction and Mental Health (CAMH), Toronto, Canada)
  • Matilda Hellman (University of Helsinki (UH), Finland)
  • Christian Hendershot (Centre for Addiction and Mental Health (CAMH), Toronto, Canada)
  • Jürgen Rehm (Centre for Addiction and Mental Health (CAMH), Toronto, Canada)

Links

Weiterührende Informationen: https://blogs.helsinki.fi/a-brain/