Studie zur Analyse der regionalen Unterschiede bei der Antibiotika- Verordnung

Beschreibung

Antibiotika sind für die Behandlung einer Vielzahl bakterieller Infektionen unersetzlich und gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in Deutschland. Dabei erfolgt die überwiegende Mehrheit der Verordnungen im ambulanten Bereich. Die Zunahme und Ausbreitung resistenter Erreger gefährdet die Wirksamkeit der Antibiotika und damit die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Die Bundesregierung hat 2008 verschiedene Maßnahmen ins Leben gerufen, darunter die vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gemeinsam mit den Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft sowie Bildung und Forschung erarbeitete Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie „DART 2020“, die im Mai 2015 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Die Problematik der Resistenzbildung war auch Thema des Pharmadialogs, bei dem Vertreterinnen und Vertreter der Arzneimittelhersteller, der Wissenschaft und der Gewerkschaft IG BCE ressortübergreifend an der Entwicklung von Verabredungen zur Stärkung des Forschungs- und Produktionsstandorts Deutschland mitwirkten. Hinsichtlich der Antibiotika verabredeten die Dialog-Partner unter anderem die Stärkung der Versorgungsforschung durch eine vom BMG beauftragte Studie zur Untersuchung der Hintergründe und Ursachen der regionalen Unterschiede in den Antibiotika-Verordnungen. Zudem sollten mögliche Änderungen über die Zeit durch den Vergleich der Ergebnisse mit bereits publizierten Ergebnissen anderer Studien, die basierend auf Daten bis einschließlich 2014 durchgeführt wurden, untersucht werden.

Das Ziel der „Studie zur Analyse der regionalen Unterschiede bei der Antibiotika-Verordnung“ (SARA) war im ersten Schritt die Beschreibung der regionalen Unterschiede und der Unterschiede zwischen den Altersgruppen in den Antibiotika-Verordnungen in Deutschland auf Basis von Daten ab 2015, die deskriptive Analyse der Zeitverläufe der Antibiotika-Verordnungen, sowie der Vergleich der Ergebnisse mit bereits publizierten Erkenntnissen für den Zeitraum 2008–2014. Dazu wurden Daten der pharmakoepidemiologischen Forschungsdatenbank (GePaRD) verwendet. In einem zweiten Schritt wurden die zugrundeliegenden Ursachen für die identifizierten Unterschiede in der Verordnung von Antibiotika evaluiert. Dies geschah in zwei Teilstudien. Auf Basis der Daten von GePaRD wurden potenzielle Erklärungsfaktoren mittels multivariabler Regressionen untersucht (Teilstudie 1). Ergänzend dazu wurde eine qualitative Studie zur Erfassung und Klassifikation subjektiver Einflussgrößen auf individuelles Verschreibungsverhalten durchgeführt (Teilstudie 2).

Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt haben maßgeblich dazu beigetragen, die regionalen Ursachen und Unterschiede der Verordnungspraxis von Antibiotika auf Ebene von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland über einen Zeitraum von 2008 bis 2018 zu verstehen. Dazu wurden mögliche Maßnahmen und Lösungen entwickelt, um in Regionen mit übermäßigem Antibiotika-Verordnungsverhalten regulierend entgegenzusteuern. Die Erkenntnisse des Projekts SARA könnten laut dem BMG im Rahmen der Ausgestaltung der Nationalen Aktionspläne der DART 2030 aufgegriffen werden, um den Einsatz von Antibiotika in Deutschland rationaler gestalten zu können.

Der Abschlussbericht wurde im September 2022 an das BMG übermittelt. Erste deskriptive Ergebnisse des Projekts sind publiziert worden; weitere Publikation befinden sich derzeit in der Erstellung.

Förderzeitraum

Beginn:   April 2019
Ende:   Juli 2022

Förderer

  • Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Kontaktperson

Dr. rer. nat. Oliver Scholle

Ausgewählte Veröffentlichungen zum Projekt

    Zeitschriftenartikel mit peer-review

  • Scholle O, Asendorf M, Buck C, Grill S, Jones C, Kollhorst B, Riedel O, Schüz B, Haug U. Regional variations in outpatient antibiotic prescribing in Germany: A small area analysis based on claims data. Antibiotics. 2022;11(7):836.
    https://doi.org/10.3390/antibiotics11070836
  • Vorträge bei wissenschaftlichen Tagungen (eingeladen)

  • Scholle O. Regionale Unterschiede bei ambulanten Antibiotikaverordnungen auf Kreis-Ebene: Einblicke in das SARA-Projekt. Runder Tisch des Multiresistente-Erreger-Netzwerks (MRE) im Land Bremen, 16. Februar 2023, Bremen.
  • Vorträge bei wissenschaftlichen Tagungen

  • Buck C, Scholle O, Kollhorst B, Haug U. Area-level analysis of regional socio-economic factors on outpatient antibiotic prescribing including claims data from 16 million persons in Germany. 18. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), 26.-28. September 2023, Würzburg.
  • Schüz B, Jones C, Scholle O, Haug U. Regional variations in antibiotic prescribing in Germany: Understanding differences through an adapted theoretical domains framework. 37th Annual Conference of the European Health Psychology Society (EHPS), 4-8 September 2023, Bremen.
  • Scholle O, Asendorf M, Buck C, Grill S, Riedel O, Haug U. Antibiotic prescribing in children aged 0-6 years in Germany: Assessing regional variations and potential explanations based on claims data. 37th International Conference on Pharmacoepidemiology & Therapeutic Risk Management (ICPE), 23-25 August 2021, online presentation. (Abstract published in: Pharmacoepidemiology and Drug Safety. 2021;30(Suppl.1):94)
  • Scholle O, Asendorf M, Buck C, Grill S, Riedel O, Haug U. Antibiotic prescribing in children aged 0-6 years in Germany: Assessing regional variations and potential explanations based on claims data. 16. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), 20.-22. September 2021, Online-Vortrag.
  • Scholle O, Grill S, Haug U. Early life exposure to antibiotics: A comparison of birth cohorts based on German claims data. 15. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), 29. September 2020, Online-Vortrag.
  • Poster bei wissenschaftlichen Tagungen

  • Scholle O, Buck C, Kollhorst B, Haug U. Explaining regional variations in outpatient antibiotic prescribing: A small area analysis including over 16 million persons in Germany. 39th International Conference on Pharmacoepidemiology & Therapeutic Risk Management (ICPE), 23-27 August 2023, Halifax, Canada. (Abstract published in: Pharmacoepidemiology and Drug Safety. 2023;32(S1):602-603)
  • Scholle O, Grill S, Haug U. Changes in early life exposure to antibiotics: A comparison of birth cohorts based on German claims data. Kinder- und Jugendmedizin aktuell, 17.-19. September 2020, Online-Poster.