Die Superthyreose: Überversorgung von Schilddrüsenerkrankungen in Deutschland

Beschreibung

Die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen, obwohl deren Prävalenz in der Bevölkerung relativ stabil geblieben ist. Dies weist auf eine Überversorgung von Schilddrüsenerkrankungen hin. Eine Überversorgung führt zu unnötigen Belastungen sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für das Gesundheitssystem.

Das durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte Projekt „Superthyreose“ beschäftigt sich mit der Überversorgung von Schilddrüsenerkrankungen in Deutschland. Ziel des Projekts ist es, das Ausmaß einer Überversorgung in Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen zu untersuchen und die Ursachen dafür zu ergründen.

Als Datengrundlage für das Projekt dienen sowohl eine Bevölkerungskohorte (Study of Health in Pomerania; SHIP) als auch Versichertendaten der pharmakoepidemiologischen Forschungsdatenbank (GePaRD). Die bereits etablierte Bevölkerungskohorte SHIP mit ca. 4000 Teilnehmenden aus Mecklenburg-Vorpommern wird im Rahmen des Projekts um ein Schilddrüsenmodul ergänzt, um insbesondere die Referenzbereiche des Thyroidea-stimulierenden Hormons (TSH) zu aktualisieren. Dies ist Voraussetzung für eine leitliniengerechte Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.

Daten aus GePaRD werden zum einen für Untersuchungen zu regionalen Unterschieden sowie für Trenduntersuchungen zur Prävalenz diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen genutzt. Dadurch sollen Ansatzpunkte identifiziert werden, um einer Überversorgung und -therapie entgegenzuwirken. Insbesondere ist dabei von Bedeutung, ob und in welchem Umfang Schilddrüsensonografien häufiger durchgeführt werden und ob es möglich ist, Schwerpunkte bei der Überdiagnostik zu lokalisieren. Zum anderen werden Längsschnittanalysen durchgeführt, um den Verlauf der diagnostischen Abklärung von Schilddrüsenerkrankungen sowie der therapeutischen Konsequenzen zu charakterisieren. Dabei geht es um die Frage, ob die von den Leitlinien empfohlenen Diagnostik- und Therapiepfade und die Behandlungsdauer einer medikamentösen Therapie bei Schilddrüsenerkrankungen befolgt werden oder ob an bestimmten Stellen (z.B. Facharztgruppen oder Regionen) gezielt interveniert werden sollte, um einer Überversorgung und Übertherapie effektiv zu begegnen.

Die Ergebnisse des Projekts sollen dabei helfen ein Konzept zu entwickeln, um einer Überversorgung in Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen entgegenzuwirken.

Förderzeitraum

Beginn:   Januar 2021
Ende:   September 2024

Förderer

  • Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

Kontaktperson

Dr. rer. nat. Oliver Scholle

Verbundkoordination (national)

Prof. Dr. med. Henry Völzke, Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland

Link

Projektseite auf der Webseite des Gemeinsamen Bundesausschuss

Ausgewählte Veröffentlichungen zum Projekt

    Zeitschriftenartikel mit peer-review

  • Thiyagarajan A, Platzbecker K, Ittermann T, Völzke H, Haug U. Estimating incidence and case fatality of thyroid storm in Germany between 2007 and 2017: A claims data analysis. Thyroid. 2022;32(11):1307-1315.
    https://doi.org/10.1089/thy.2022.0096