Neuer Score zur Vorhersage des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa veröffentlicht
Neue Forschungsergebnisse der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und der SCORE2-Arbeitsgruppe zur Vorhersage des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE), insbesondere von Herzinfarkt und Schlaganfall wurden am Dienstag im European Heart Journal veröffentlicht. Das könnte in Zukunft zahlreiche Todesfälle verhindern.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten Daten von mehr als 700.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern mittleren und älteren Alters in mehreren bevölkerungsbasierten Erhebungen. Das Ziel: Die Risikovorhersagemodelle SCORE2 und SCORE2-OP (für ältere Personen) zu entwickeln, die für die Implementierung in unterschiedlichen europäischen Ländern zugeschnitten sind. Die untersuchten Personen hatten zu Beginn keine Vorgeschichte von HKE. Insgesamt wurden während der Nachbeobachtung mehr als 30.000 HKE-Ereignisse (Herzinfarkt oder Schlaganfall) erfasst.
Die SCORE2-Arbeitsgruppe ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, der sich gebildet hat, um Instrumente zur Vorhersage des HKE-Risikos zu entwickeln, die in ganz Europa eingesetzt werden können. In der ESC Cardiovascular Risk Collaboration, die im European Heart Health Institute der ESC in Brüssel angesiedelt ist, haben sich Akademikerinnen und Akademikern, politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern sowie Nutzerinnen und Nutzern zusammengeschlossen, um bei der Entwicklung von Instrumenten zur Vorhersage des HKE-Risikos zu helfen.
Nach einer ersten Berechnung wurden die Risikomodelle angepasst oder "rekalibriert", um das HKE-Risiko für Populationen in Regionen mit niedrigem, mittlerem, hohem und sehr hohem Risiko in Europa genauer abzuschätzen. Dazu hat das Team HKE-Inzidenzraten aus bevölkerungsbasierten Registern mit mehreren Millionen Personen in ganz Europa abgeleitet.
"Unser Ziel war es, ein aktualisiertes Vorhersagemodell zu entwickeln, zu validieren und zu veranschaulichen, um das 10-Jahres-Risiko für tödliche und nicht-tödliche kardiovaskuläre Erkrankungen bei Personen ohne vorherige HKE oder Diabetes im Alter von 40-69 Jahren in Europa abzuschätzen", sagt Professor Krasimira Aleksandrova, stellvertretende Leiterin der Abteilung für epidemiologische Methoden und Ursachenforschung am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, die auch an der Studie beteiligt war. Sie fügt hinzu: "Das vorhergesagte HKE-Risiko variierte um ein Vielfaches zwischen den europäischen Regionen. Zum Beispiel reichte das geschätzte 10-Jahres-HKE-Risiko für einen 50-jährigen Raucher mit einem systolischen Blutdruck von 140 mmHg, einem Gesamtcholesterin von 5,5 mmol/L und einem HDL-Cholesterin von 1,3 mmol/L von 5,9 Prozent für Männer in Ländern mit niedrigem Risiko bis zu 14,0 Prozent für Männer in Ländern mit sehr hohem Risiko und von 4,2 Prozent für Frauen in Ländern mit niedrigem Risiko bis zu 13,7 Prozent für Frauen in Ländern mit sehr hohem Risiko."
Professor Emanuele Di Angelantonio von der University of Cambridge, einer der Hauptautoren der Studien und Co-Vorsitzender der ESC Cardiovascular Risk Collaboration, kommentiert: "Diese hochgradig kollaborative Anstrengung wurde unter Verwendung von Daten aus Dutzenden von Ländern entwickelt, einschließlich außergewöhnlich leistungsfähiger, umfangreicher und sich ergänzender Datensätze mit aktueller Relevanz für europäische Bevölkerungen. Da die neuen Risikovorhersage-Algorithmen ihren Vorgängern überlegen sind, dürften sie in der Praxis erhebliche Auswirkungen haben, indem sie die Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in ganz Europa verbessern, indem sie die Genauigkeit, Generalisierbarkeit und Validität der Risikovorhersage erhöhen."
[1] Research paper: ‘SCORE2 risk prediction algorithms: revised models to estimate 10-year risk of cardiovascular disease in Europe’. European Heart Journal. Post-embargo link: https://academic.oup.com/eurheartj/article-lookup/doi/10.1093/eurheartj/ehab309
[2] Research paper: ‘SCORE2-OP risk prediction algorithms: estimating incident cardiovascular event risk in older persons in four geographical risk regions’. Post-embargo link: https://academic.oup.com/eurheartj/article-lookup/doi/10.1093/eurheartj/ehab312