Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?

Großer Andrang bei Fachtagung im Bremer Haus der Wissenschaft

Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, und Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am BIPS.

Für viele Menschen gehören Nahrungsergänzungsmittel (NEM) zum Alltag. Jährlich geben wir in Deutschland mehr als eine Milliarde dafür aus. Aber brauchen wir sie wirklich, um gesund zu bleiben oder können sie uns schlimmstenfalls sogar schaden?

Diese Frage stand im Fokus bei der jüngsten Ausgabe des Dialogs Verbraucherschutz im Haus der Wissenschaft. Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am BIPS, moderierte die Veranstaltung und erläuterte den zahlreich erschienenen Gästen in seinem Grußwort die große Relevanz des Themas.

Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, machte in ihrer Begrüßung deutlich, dass Nahrungsergänzungsmittel keine Arzneimittel sind und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Risikoprodukte (BfArM) als bei ausgewogener Ernährung überflüssig eingestuft wurden.

Dr. Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen warf den Herstellern von NEM Geschäftemacherei vor. Die Werbestrategie für derartige Produkte sei darauf ausgelegt, Heilung von Krankheiten und Beschwerden zu suggerieren und diese somit auf die gleiche Stufe von „echten“ Arzneimitteln zu heben.

Im folgenden Vortrag machte Prof. Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen klar, dass NEM keiner Zulassungspflicht unterliegen und die Sicherheit ausschließlich in der Verantwortung der Hersteller liegt. Es gebe bis auf wenige Ausnahmen keine ernährungsbedingte Unterversorgung der deutschen Bevölkerung, die eine ergänzende Einnahme von NEM notwendig mache. Darüber hinaus gebe es keine Studien zu positiven Effekten von NEM, so Glaeske weiter, im Gegenteil zeigten einige Studien bei der regelmäßigen Einnahme von NEM sogar negative Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Zudem kritisierte Glaeske die hohen Dosierungen, in denen NEM verkauft werden und die kaum vom Körper aufgenommen werden können, sowie die Praxis mancher Ärztinnen und Ärzte, ihren Patientinnen und Patienten ohne belegten Wirkungsnachweis teure NEM-Produkte zu empfehlen.

Anschließend redete Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Klartext. NEM seien per se Lebensmittel ohne medizinische Wirkung, doch Hersteller führten Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst in die Irre, indem sie ihre Produkte durch Verpackung, Werbeslogans und Namensähnlichkeiten wie Medikamente vermarkteten. Verbraucherinnen und Verbraucher, so Clausen weiter, können durch diese Verschleierungstaktik kaum noch zwischen NEM und Arzneimittel unterscheiden.

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Plenumsgäste Gelegenheit, in Kleingruppen mit den Expertinnen und Experten zu diskutieren. Im Workshop von Dr. Mirko Brandes vom BIPS machte der Experte deutlich, dass bei Menschen ohne Mangelerscheinungen keine NEM nötig sind und sich die Gesundheit durch ausreichende Bewegung und körperliche Aktivität effektiver und besser fördern lässt.