Kick-off im BIPS: Internationales Netzwerk in der Gesundheitsforschung nimmt Arbeit auf

Das Policy Evaluation Network – kurz PEN – besteht aus 28 Forschungszentren in sieben europäischen Ländern sowie in Neuseeland. PEN zielt darauf ab, politische Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Ernährungs- und Bewegungsverhaltens der Bevölkerung zu evaluieren, also deren Inhalt, Umsetzung und Wirksamkeit auf den Prüfstand zu stellen. Das vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS koordinierte Netzwerk wird von den beteiligten Staaten mit rund 4 Millionen Euro für drei Jahre gefördert.

Im Jahr 2015 starben weltweit 39.5 Millionen Menschen an nichtübertragbaren Krankheiten wie  Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Atemwegserkrankungen – das sind 70 Prozent der globalen Todesfälle in diesem Jahr. Alle diese Erkrankungen weisen gemeinsame Risikofaktoren auf, die vermeidbar sind – etwa mangelnde körperliche Aktivität und eine ungesunde Ernährung. Wenn es also gelingt, möglichst vielen Menschen langfristig zu mehr Bewegung und einer besseren Ernährung zu verhelfen, sind die positiven Effekte auf Gesundheit und Lebenserwartung enorm. Doch wie kann das funktionieren? Neben einer breiten Aufklärung der Bevölkerung waren es in der Vergangenheit konkrete Maßnahmen zur Gesundheitsförderung wie etwa Bewegungsprogramme für ältere Menschen oder Ernährungsprogramme in Kitas und Schulen, die auf eine direkte Veränderung des Gesundheitsverhaltens abzielten. Das BIPS hat mit anderen Institutionen der Präventionsforschung zahlreiche Studien zu Interventionen durchgeführt und diese evaluiert. Dabei wurde deutlich, dass solche verhaltensorientierten Präventionsprogramme oft nur dann ihre volle Wirkung entfalten können, wenn die gesunde Wahl auch die einfache Wahl ist. Ein Beispiel dafür ist die aus Großbritannien bekannte Ampelkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen, die eine gesunde Nahrungsmittelwahl leichter macht, weil sie gut erkennbar und leicht verständlich ist. „Viele solche politischen Interventionen gibt es bereits in den europäischen Ländern“, sagt Professor  Wolfgang Ahrens, Leiter der Abteilung Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung am BIPS und PEN-Koordinator. „Doch werden diese häufig unabhängig voneinander durchgeführt. Eine europaweite, systematische Bewertung und Evaluation dieser Maßnahmen findet nicht statt, so dass kaum vergleichbare Informationen zu Effektivität und Nutzen vorliegen. Genau das wollen wir mit dem Policy Evaluation Network PEN ändern.“ In PEN bündeln 28 Forschungseinrichtungen aus 7 europäischen Ländern und Neuseeland ihre Expertise. Das Ziel des Netzwerks ist es, für Europa einen Werkzeugkasten zu entwickeln, mit dem politische Maßnahmen zur Förderung von körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung sowie zur Reduzierung von sitzendem Verhalten evaluiert und bewertet werden können. Dazu wird das Netzwerk bereits existierende Interventionen in Europa, ihre Implementation und vor allem ihren Erfolg systematisch analysieren. Im Rahmen dreier Fallstudien wird PEN detaillierte Bewertungen zu konkreten politischen Maßnahmen bereitstellen – zur Besteuerung von Zucker/gezuckerten Getränken, zur Förderung des aktiven Transports (Einfluss von Stadtmobilitätsplänen auf das Fußgänger- und Radfahrverhalten) sowie zur Verbesserung der Ernährung und Bewegung in Schulen. „Das PEN-Netzwerk wird damit die Basis für eine systematische Bewertung von gesundheitsfördernden politischen Maßnahmen in Europa und darüber hinaus legen, die es bislang so nicht gibt“, sagt Wolfgang Ahrens. „Genau das ist aber unbedingt notwendig, um eine politische Maßnahme zu priorisieren, nötige Anpassungen vorhandener Maßnahmen vorzunehmen und diese Erkenntnis dann auch auf andere Länder übertragen zu können. Und das ist unzweifelhaft im Interesse der gesamten Bevölkerung.“ Hintergrund PEN: PEN ist Teil der Joint Programming Initiative on a Healthy Diet for a Healthy Life (JPI HDHL). JPIs sind von den EU-Mitgliedsstaaten ins Leben gerufene und getragene Maßnahmen, mit denen die europäischen Länder den globalen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte begegnen, indem sie ihre Forschung aufeinander abstimmen und koordinieren. In der JPI HDHL wird die europaweite Forschung zum Thema Ernährung und Gesundheit gebündelt. Als Teil davon wird PEN von den beteiligten Staaten mit rund 4 Millionen Euro für drei Jahre gefördert. Koordiniert wird das Netzwerk von Professor Wolfgang Ahrens, BIPS, sowie den beiden Vizekoordinatoren Professor Jeroen Lakerveld, VU Medical Centre Amsterdam, und Professor Catherine Woods, University of Limerick. Diese Pressemitteilung als PDF

herunterladen.Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie klärt die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken auf und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei. Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 95 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.