Wie krank macht Flucht? - Deutsch-türkische Konferenz zur Gesundheit von Flüchtlingen

Das BIPS und die Universitäten Bremen und Istanbul veranstalten internationale Konferenz zu Migration, Gesundheit und Ethik am 08. und 09. September im Haus der Wissenschaft, Bremen.

Die Flüchtlingskrise beherrscht nach wie vor die politische Diskussion. Doch geht es hier wirklich noch um das leibliche Wohl der Migrantinnen und Migranten? Oder sind die Menschen auf der Flucht nicht längst zu Spielball und Druckmittel in der politischen Auseinandersetzung geworden? Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, die Universität Bremen und die Universität Istanbul wollen mit einer internationalen Konferenz zum Einfluss von Vertreibung, Flucht und Migration auf die körperliche und seelische Gesundheit wieder die Menschen in den Mittelpunkt rücken. Wie krank macht Flucht? Und wie kann man den Betroffenen am besten helfen? Diese Fragen sind Hauptthemen am 08. und 09. September im Haus der Wissenschaft in Bremen. Zugleich ist die Konferenz auch ein Signal: Die gute wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Türkei muss auch in schwierigen Zeiten weitergehen.

Zwei Länder stehen seit Monaten ganz besonders im Fokus der Flüchtlingskrise. Das eine Land hat im weltweiten Vergleich mit Abstand die meisten Flüchtlinge aufgenommen (etwa 2.5 Millionen Menschen bis Ende 2015). Das andere Land war und ist Sehnsuchtsort und Hauptziel der Migrantinnen und Migranten innerhalb der EU. Die Rede ist von der Türkei und Deutschland.

„Wir arbeiten seit Jahren hervorragend mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Universität Istanbul zusammen“, sagt Professor Hajo Zeeb, der am BIPS die Abteilung Prävention und Evaluation leitet und an der Universität Bremen im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften lehrt. „Auf der nun schon vierten International and Interdisciplinary Conference on Health, Culture and the Human Body in Bremen machen wir – die Universitäten Bremen und Istanbul und das BIPS – die Gesundheit von Menschen auf der Flucht zum Thema.

Denn viele Flüchtlinge treten ihre gefährliche Reise zwar in einem relativ guten Gesundheitszustand an, Stress, Unsicherheit, schlechte Versorgung und viele andere Gefahren können jedoch große seelische und körperliche Probleme verursachen. „Gerade in Ländern wie der Türkei und Deutschland, in denen viele Flüchtlinge ankommen, stehen die Behörden, Krankenhäuser, Arztpraxen und freiwilligen Helferinnen und Helfer vor großen Herausforderungen“, erläutert Hajo Zeeb. „Und gerade diese beiden Länder, die eine lange gemeinsame Geschichte der Migration verbindet, sollten sich – allen politischen Auseinandersetzungen auf Regierungsebene zum Trotz – zum Wohle der Flüchtlinge zusammensetzen und Erfahrungswerte austauschen.“

Am 08. und 09. September kommen deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Türkei, Deutschland und anderen Ländern in Bremen unter dem Motto „Migration, Gesundheit und Ethik – Herausforderungen für Europa und die Welt“ zusammen, um über die Gesundheit von Flüchtlingen zu diskutieren.

Die Konferenz findet unter Schirmherrschaft der Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz Professorin Eva Quante-Brandt statt. „Nicht nur die Integration von geflüchteten Menschen ist eine Herausforderung für die Gesellschaft, sondern auch ihre gesundheitliche Versorgung“, sagt Eva Quante-Brandt. „Sie beschränkt sich nicht nur auf die Impfvorsorge. Es geht zum Beispiel auch um die gesundheitliche Versorgung von Schwangeren, um die ambulante und stationäre Behandlung von Krankheiten oder um die therapeutische Aufarbeitung von psychischen Problemen aufgrund traumatischer Erfahrungen. Dafür sind interkulturelle Kompetenzen notwendig, die für geflüchtete Menschen eine zugängliche und qualitativ gute Gesundheitsversorgung gewährleisten.“

Genau diese Kompetenzen stehen im Fokus der wissenschaftlichen Konferenz. In den Vorträgen geht es daher unter anderem um die aktuelle gesundheitliche Versorgungssituation der syrischen Flüchtlinge in der Türkei und Deutschland, rechtliche und ethische Fragen sowie Strategien zur Überwindung von sprachlichen oder religiösen Hürden bei der Behandlung in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems.

Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich zur Teilnahme an der Eröffnung der Konferenz eingeladen. Bei Interesse melden Sie bitte Ihre Teilnahme bis zum Montag, 05. September, 10:00 Uhr per E-Mail unter <link ehrenberg@leibniz-bips.de>ehrenberg@leibniz-bips.de</link> an.

Eröffnung Kongress „Migration, Health and Ethics“

08. September 2016, 10:00 Uhr

Haus der Wissenschaft

Sandstraße 4/5, 28195 Bremen

Anmeldefrist:

Montag, der 05. September, 10:00 Uhr

Programm (Auszug):

10:00 – 10:15            Grußworte

                                    Hajo Zeeb, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie BIPS

                                    Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz

                                    Mehmet Günay, Generalkonsul der Republik Türkei

10:15 – 11:15            Eröffnungsvortrag

                                    Ilhan Ilkilic, Universität Istanbul

                                    Why should we help immigrants? Ethical considerations about a new globalized helping culture

In der darauf folgenden Pause besteht die Möglichkeit für kurze Interviews.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter: <link hchb2016.bips.eu/&gt;https://hchb2016.bips.eu/</link>

Kontakt:

Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
Pressestelle
Nils Ehrenberg
Tel.: 0421/218-56780
E-Mail <link presse(at)bips.uni-bremen.de - mail "Opens window for sending email">ehrenberg(at)bips.uni-bremen.de</link>

Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen

Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie klärt die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken auf und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei.

Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 88 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.500 Personen, darunter 9.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.